Von Deutschland nach Sivas, denn Hilfe kennt keine Grenzen
Bei kaltem Wetter kamen sie an. In Sivas, einer Stadt in Zentralanatolien.
Fırat ging zum Kofferraum, um die Koffer und Rucksäcke herauszunehmen. Er griff nach einer roten Kiste, die ziemlich ungünstig hinten lag, kam jedoch nicht dran.
– „Greifst du nach der Kiste, mein Sohn?”
– „Ja, mein Herr.”
– „Warte, nicht so, ich mache das … Hah, so, hier.“
– „Vielen Dank, mein Herr.”
Die Augen auf die Kiste gerichtet fragte der Mann: „was ist denn in der Kisten drinnen?“
„Einen Moment“, sagte Fırat und ging zum Vordersitz, um seine Weste und seinen Mantel zu nehmen. Schnell zog er seinen Mantel und dadrüber seine WEFA-Weste an und machte den Reißverschluss zu.
„So, jetzt bin ich fertig. Was haben Sie gefragt?“, fragte Fırat freundlich.
Der alte Herr, schnurrbärtig und groß, sprach mit strahlendem Lächeln:
„Ihr seid doch nicht etwa gekommen, um hier zu helfen? Gott segne euch bei Kind. Der Winter und die Corona-Pandemie machen es uns zu schaffen. Hier haben die Kinder weder Schuhe noch Socken zum Anziehen”, erzählte der alte Mann.
„Genau, wir sind zum helfen gekommen. Danke, dass Sie geholfen haben. Man wartet auf mich. Ich muss mich beeilen.“ Zügig und zurückblickend mit winkender Hand entferne sich Fırat von dem Mann.
Die Uhr zeigte elf Uhr. Jetzt sollten sie den ganzen Tag hin sollten sie Hilfspakete verteilen.
Was würde ihn wohl erwarten. Dunkle Wolken erhole sich über Fırats Gedanken. Verfügen die Familien über Heizöfen? Was ist, wenn unter ihnen Menschen leben, die krank sind oder die Schule nicht besuchen können? Was ist, wenn es ihnen zu kalt ist? … „Nein nein, es gibt keinen Grund zur Sorge“, dachte er. Er holte tief Luft und klingelte an einer Türe.
Ein junger Mann öffnete die Türe. Fırat und die anderen begrüßten ihn. Worauf er sie bat in das Haus hereinzutreten.
Sie legten die Pakete, die sie in den Händen hielten, an neben die Eingangstüre. Fırat bemerkte sie, dass eine Bettdecke am unteren Türrand lag. Vermutlich wollte die Familie damit verhindern, dass sich die Kälte in dem Raum ausbreitete, dachte er. Seinen Beobachtungen zu Folge hatte das Haus zwei Zimmer. Die Familie, die aus sieben Personen bestand, saß um den brennenden Ofen im Wohnzimmer.
Alle standen ruckartig auf und zogen sich an die Fensterbank zurück, als die Jungen das Haus betraten.
Es herrschte Stille im Raum, sodass nur das Ticken einer Uhr und das Knistern des Holzes im Ofen zu hören war. Der Hausherr unterbrach die Stille. Er zeigte Fırat und den anderen einen Platz am Rand des Ofens, an dem sie sich setzen sollten.
Fırat bemerkte ein kleines Mädchen, das wahrscheinlich 5 Jahre alt war. Er setzte sich neben sie und begrüßte sie. „Weißt du, warum wir hergekommen sind?, sagte er. „Man sagte, da gibt da ein kleines Mädchen, die Spielkameraden sucht. Deshalb sind wir gekommen, um deine Freunde zu werden und mit dir zu spielen.´” Eigentlich verstand das kleine Mädchen kein Wort von dem, was er sprach. Aus Fırats freundlichem Auftreten schloss sie jedoch, dass er ein guter Mensch war und mit ihr spielen wollte.
Fırat griff nach dem Paket neben der Tür und legte es vor das Mädchen. Danach nahm er die Hände der anderen Kinder im Raum und setzte sie neben das Mädchen. Er nahm verschiedene Spielsachen aus der Kiste. Woraufhin sie begonnen, gemeinsam zu spielen.
Die Zeit ist dabei wie im Zuge vergangen. Zum Abschied bedankte sich der junge Syrer. Er sagte: „Sie sind für uns von so weit her gekommen. Ich werde diesen Tag mein ganzes Leben lang nicht vergessen. Ich und meine Familie sind euch sehr dankbar.“