Das Fasten

Neben Schahada (Glaubensbekenntnis), Zakat (Almosengabe), Salat (tägliche Pflichtgebete) und Haddsch (Mekka-Pilgerfahrt) gehört auch der “Saum” genannte Verzicht auf Nahrungsaufnahme während des Fastenmonats Ramadan zu den “Fünf Säulen des Islam”. Diese “Säulen” stellen in ihrer Gesamtheit die als Gottesdienst verstandenen Grundpflichten der islamischen Gemeinschaft dar..

Koranische Grundlage sowie religiöse und soziale Bedeutung des Fastens

Nach Überzeugung frommer Muslime ist im nach dem Mondkalender festgelegten Monat Ramadan (arabisch:”Heißer Monat”) den Menschen der Koran offenbart worden (Sure 2:18). Der Heiligkeit dieses Monats entsprechend sollen die Gläubigen im Ramadan durch Fasten ihre besondere Verbundenheit mit Gott und dem Islam bekunden. Ferner soll dabei auch dem Propheten Mohammed nachgeeifert werden, der ebenfalls gefastet hatte. Die herausgestellte Bedeutung des Ramadan betonend, sind die muslimischen Gläubigen aufgefordert, während des als Gnadenzeit eingeordneten Monats Ramadan ihren religiösen, aber auch ihren sozialen, Pflichten besonders gewissenhaft nachzukommen. Zum Ramadan gehören deshalb auch das intensivere Beten und Koran-Lesen sowie häufige Moschee-Besuche. Wichtig ist auch das bewusste Aufeinanderzugehen im sozialen Bereich. Allgemein gilt der Ramadan als Zeit des ernsthaften Bemühens, Konflikte versöhnlich zu beenden. Große Bedeutung hat die “Nacht der Bestimmung”; das ist die Nacht der ersten Koran-Offenbarung. Für viele Muslime ist der 27. Ramadan-Tag der vermutete Termin der Offenbarung.

Durch das Fasten wird eine direkte, von Heuchelei freie Verbindung zwischen dem einzelnen Gläubigen und Gott geschaffen. Durch diese Einstellung kommt es zu Läuterung und Reinigung des Gläubigen sowie zu einer festigenden Selbstvergewisserung seines Glaubens. Es wird unterstellt, dass durch die Ausnahmesituation des Fastens der Blick auf das Wesentliche geschärft und zusätzlich das Durchhaltevermögen gestärkt wird. Deshalb kommt es unverzichtbar darauf an, dass sich der Gläubige dieser inneren Bedeutung bewusst ist. Ein bloßes äußerliches Erfüllen der Fastenpflicht, um der gesellschaftlichen Norm zu entsprechen, wäre bedeutungs- und nutzlos.

Umfang der Fastenpflicht

Grundsätzlich sind alle erwachsenen Muslime verpflichtet, im Ramadan vom Zeitpunkt am Morgen, an dem sie einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden können, bis zum Sonnenuntergang weder zu trinken noch zu essen.

Als erwachsen gelten alle geistig zurechnungsfähigen Muslime, die ihre Pubertät abgeschlossen haben. Kinder können angehalten werden, zumindest ein wenig zu fasten, um in das Fastengebot hineinzuwachsen. Ausgenommen von der Fastenpflicht sind alle Personen, für die das Fasten mutmaßlich zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen würde. Zu diesem Personenkreis gehören u. a. Kranke und Altersschwache sowie menstruierende oder stillende Frauen. Dauerhaft gebrechliche Muslime sind aufgefordert, als Ersatzleistung Nahrung für Arme zu spenden. Vorübergehend von der Fastenpflicht ausgenommene Personen müssen die versäumten Fastentage nachholen.

Zeitliche Festlegung des Ramadan

Der Fastenmonat ist der neunte Monat im Mondkalender. Im Verhältnis zum weltweit vorherrschenden Gregorianischen Kalender verschiebt sich der Beginn des Ramadan jährlich um zehn bis elf Tage. Als Folge wandert das Fest kalendarisch etwa alle 35 Jahre einmal durch die Jahreszeiten. Das hat die Konsequenz, dass die von der Jahreszeit abhängigen Längen der Tages- und Nachtphasen von Jahr zu Jahr variieren. Die Belastung durch das Fasten im Sommer ist naturgemäß gravierender als im Winter mit seinen längeren Dunkelphasen.

Ausgestaltung des Fastenbrechens

Wenn die Sonne untergegangen ist, dürfen die tagsüber fastenden Gläubigen wieder flüssige und feste Nahrung zu sich nehmen. Dieses Fastenbrechen ist regional von unterschiedlichen Bräuchen und Traditionen geprägt. So werden oft zunächst in ernster Haltung eine Dattel und ein Schluck Wasser zu sich genommen, bevor, vorzugsweise im Kreise von Familie und Freunden, das eigentliche Essen beginnt.

Bedeutung für den sozialen Zusammenhalt

Im Ramadan fühlen sich Muslime weltweit sehr bewusst als Gemeinschaft. In islamischen Ländern ist während des Ramadan das gesamte öffentliche Leben auf das Fasten ausgerichtet. Viele Geschäfte, Behörden und Betriebe stellen sich durch Schließungen oder durch Verkürzung der Arbeits- beziehungsweise Öffnungszeiten auf den Ramadan ein.

In nichtislamischen Ländern, wo es diese Berücksichtigungen nicht oder nur wenig gibt, haben es die Fastenden dementsprechend schwerer, ihrer Fastenpflicht nachzukommen.

Ende der Fastenzeit

Das dem Ramadan unmittelbar folgenden, von türkischen Muslime auch “Zuckerfest” genannte, dreitägige “Fest des Fastenbrechens” (“Eid al-Fitr”) ist der zweithöchste Feiertermin im Islam.

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